Wer Kleidungsstücke strickt oder häkelt, steht nach Vollendung der Arbeit vor der Frage:
Jetzt noch waschen und spannen oder gleich anziehen?
Wer kennt es nicht? Wir verbringen Stunden um Stunden, um ein tolles Shirt, eine Jacke oder ein Tuch zu arbeiten und möchte es nach Fertigstellung natürlich am liebsten sofort tragen. Doch aus meiner Sicht lohnt sich der kleine Umweg und die ein oder zwei Tage, die es für das Waschen und Spannen braucht. In diesem Beitrag erzähle ich euch warum.
Vor allem in den Anleitungen für Kleidungsstücke findet ihr schon zu Beginn den Hinweis, dass man eine Maschenprobe anfertigen soll und diese ebenfalls waschen und spannen soll. Wer hier schon einmal vor und nach dem Waschen gemessen hat wird feststellen, dass sich die Probe (je nach Garnwahl) mehr oder weniger unterscheidet. Dass liegt daran, dass sich die Fasern im Wasser entspannen und zum Teil weiten. Das bedeutet, dass auch das Strickstück nach dem Waschen andere Maße hat als davor.
Diese Veränderung ist in der Anleitung natürlich eingerechnet. Mein Oberteil war zum Beispiel vor dem Waschen ziemlich knapp um die Hüfte 😉
Also los geht’s:
- Strickstück einweichen. Ich mache das direkt im Waschbecken mit lauwarmen Wasser und etwas flüssigem Waschmittel.
- Nach 15-20 Minuten ist das Gestrick gut eingeweicht. Wasser ablassen und jetzt das Stück nur leicht ausdrücken, nicht wringen!
- Danach lege ich das Stück auf ein Handtuch und rolle es darin ein. Über die Rolle laufe ich 1-2 Mal darüber, um das restliche Wasser heraus zu drücken.
- Danach lege ich es auf einen Wäschestände und ziehe es in die Form, die ich haben möchte. Dafür gibt es meist Hinweise in der Anleitung (z.B. Brustumfang und Länge). Wichtig: Gestricktes niemals hängen, das kann zu ungewünschter Verlängerung führen!
Das Ergebnis danach überzeugt mich immer wieder. Die Maschen sind viel gleichmäßiger. Die Träger des Shirts und das Bündchen rollen sich nicht mehr ein. Ich habe durch leichtes Ziehen in Länge und Breite die Form erreicht, die ich am besten passt.




Falls ihr das noch nie probiert habt: Macht ein Vorher/Nachher Foto und vergleicht dann einmal! 🙂
Noch einmal zusammengefasst: warum ich Waschen und Blocken empfehle:
- Gleichmäßiges Maschenbild: Das Blocken hilft, Unterschiede in der Spannung der Maschen auszugleichen, was zu einer ruhigeren und einheitlicheren Oberfläche führt.
- Verbesserung der Form und Größe: Das nasse Gestrick kann in die gewünschte Form und Größe gezogen und fixiert werden. So kann man zum Beispiel zu kurze Ärmel leicht verlängern.
- Muster kommen besser zur Geltung: Besonders bei Lochmustern und Lace-Arbeiten werden durch das Spannen die Muster klarer und deutlich schöner.
- Kanten glätten: Rollränder an den Seiten des Strickstücks lassen sich durch das Blocken flach ausbreiten und glätten.
- Optimierte Passform: Durch das Spannen wird das Strickstück auf die endgültige Größe gebracht, was für eine perfekte Passform sorgt.
- Entspannung der Fasern: Durch das Wasser und das Spannen können sich die Naturfasern entspannen und entfalten, was dem gesamten Stück eine schöne Optik verleiht.